Zum ersten Mal seit Austragung der FIFA-Weltmeisterschaft war mit Südafrika eine afrikanische Nation Gastgeber des weltweit bedeutendsten Turniers. Die 19. Weltmeisterschaft wurde vom 11. Juni bis 11. Juli 2010 ausgespielt. Weltmeister wurde das Team aus Spanien, das sich im Finale der Fußball WM 2010 gegen die Niederlande und Trainer Bert van Marwijk mit 1:0 nach Verlängerung durchsetzen konnte.
Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2010
Für die Fußball WM 2010 wurden nur Bewerbungen afrikanischer Länder von der Fédération Internationale de Football Association angenommen. Dies erfolgte aus dem Grund, da der Weltverband aufgrund des Rotationsprinzips das Turnier in Afrika stattfinden lassen wollte. Ägypten und Marokko waren zusätzliche Bewerber. Allerdings setze sich Südafrika bereits im ersten Wahlgang gegen die beiden anderen Nationen durch. Somit erhielt Südafrika am 15. Mai 2004 den Zuschlag für dieses Turnier.
Spielorte und Stadien
Zehn Stadien in neun verschiedenen Städten von Südafrika waren Austragungsorte der Spiele. Das Eröffnungsspiel sowie das Finale fanden im größten Stadion des Landes statt. Im Soccer City in Johannesburg mit einem Fassungsvermögen von 84.490 Zuschauern wurden das erste und das letzte Spiel angepfiffen.
In folgenden Städten und Stadien fanden 2010 die jeweiligen Vorrunden- und Finalspiele statt:
Stadt | Stadion | Kapazität |
---|---|---|
Johannesburg | Soccer City | 84.490 |
Durban | Moses-Mabhida-Stadion | 62.760 |
Pretoria | Loftus-Versfeld-Stadion | 42.858 |
Kapstadt | Green-Point-Stadion | 64.100 |
Johannesburg | Ellis-Park-Stadion | 55.686 |
Port Elizabeth | Nelson-Mandela-Bay-Stadion | 42.486 |
Rustenburg | Royal-Bafokeng-Stadion | 38.646 |
Bloemfontein | Free-State-Stadion | 40.944 |
Polokwane | Peter-Mokaba-Stadion | 41.733 |
Nelspruit | Mbombela-Stadion | 40.929 |
Insgesamt besuchten 3.178.856 Zuschauer die 64 Spiele, was einem Zuschauerschnitt von 49.670 Zuschauern pro Spiel entsprach.
Teilnehmer und Qualifikation
Insgesamt 200 Nationalmannschaften weltweit, was einem Rekord entsprach, haben sich um die Teilnahme an der 19. Fußball-Weltmeisterschaft und der Jagd nach dem Welt-Pokal beworben. Letztendlich qualifizierten sich 32 Nationalmannschaften für das Endrundenturnier in 2010. Europa war mit dreizehn Ländern vertreten. Hierzu zählten:
- Dänemark,
- Deutschland,
- England,
- Frankreich,
- Griechenland,
- Italien,
- Niederlande,
- Portugal,
- Schweiz,
- Serbien,
- Slowakei,
- Slowenien
- und Spanien.
Aus Südamerika kamen fünf Mannschaften:
- Argentinien,
- Brasilien,
- Chile,
- Paraguay
- sowie Uruguay.
Afrika stellte sechs Nationen:
- Algerien,
- Elfenbeinküste,
- Ghana,
- Kamerun,
- Nigeria
- und Gastgeber Südafrika.
Vier Nationen qualifizierten sich aus Asien:
- Australien,
- Nordkorea,
- Japan
- und Südkorea.
Aus Ozeanien kam Neuseeland dazu.
Gruppenauslosung
Die mit Spannung erwartete Auslosung fand am 4. Dezember 2009 in Kapstadt statt. Insgesamt gab es acht Gruppen mit je vier Nationen. Folgende Gruppen wurden ausgelost:
Gruppe A |
---|
Südafrika |
Mexiko |
Uruguay |
Frankreich |
Gruppe B |
---|
Argentinien |
Nigeria |
Südkorea |
Griechenland |
Gruppe C |
---|
England |
USA |
Algerien |
Slowenien |
Gruppe D |
---|
Deutschland |
Australien |
Serbien |
Ghana |
Gruppe E |
---|
Niederlande |
Dänemark |
Japan |
Kamerun |
Gruppe F |
---|
Italien |
Paraguay |
Neuseeland |
Slowakei |
Gruppe G |
---|
Brasilien |
Nordkorea |
Elfenbeinküste |
Portugal |
Gruppe H |
---|
Spanien |
Schweiz |
Honduras |
Chile |
Regeländerungen
Es gab zwei wesentliche Regeländerungen gegenüber vorherigen Weltmeisterschaften. So verfielen Gelbsperren (zwei gelbe Karten) nicht nach der Gruppenphase, sondern erst nach dem Viertelfinale. Eine weitere Änderung galt der Ausführung von Elfmetern. Hierbei durfte der Schütze weiterhin seinen Anlauf verzögern, nicht aber den Schuss. Regelverstöße wurden mit Wiederholung des Elfmeters sowie einer gelben Karte geahndet. Die restlichen Regeln blieben gegenüber früheren Turnieren unberührt.
Gruppenphase
Nach den drei ausgetragenen Vorrundenspielen ergab sich für die jeweiligen Gruppen folgender Tabellenstand. Die ersten beiden Mannschaften kamen in die Finalrunden. Die Nationen, die die Plätze drei und vier belegten, mussten die Heimreise antreten. Anbei die Ergebnisse der Fußball WM 2010:
Gruppe A
# | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1. | Uruguay | 4:0 | 7 |
2. | Mexiko | 3:2 | 4 |
3. | Südafrika | 3:5 | 4 |
4. | Frankreich | 1:4 | 1 |
Eines der sensationellsten Ergebnisse der Fußball WM 2010 war hier natürlich das Ausscheiden des Vize-Weltmeisters Frankreich, das sich mit einer blamablen Leistung vom Turnier verabschiedete. Schade war natürlich, dass sich der Gastgeber Südafrika bereits nach der Vorrunde vom Turnier verabschieden mussten. Trotz guter Leistungen musste man aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber Mexiko die Segel streichen.
Gruppe B
# | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1. | Argentinien | 7:1 | 9 |
2. | Südkorea | 5:6 | 4 |
3. | Griechenland | 2:5 | 3 |
4. | Nigeria | 3:5 | 1 |
In dieser Gruppe setze sich der Favorit Argentinien als Gruppensieger durch. Die von Diego Maradona trainierte Truppe galt als einer der Turnierfavoriten.
Gruppe C
# | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1. | USA | 4:3 | 5 |
2. | England | 2:1 | 5 |
3. | Slowenien | 3:3 | 4 |
4. | Algerien | 0:2 | 1 |
Sicherlich überraschend setzten sich die Amerikaner als Gruppensieger in der Gruppe C durch. Hier hatte man sicherlich eher die Engländer auf Platz eins erwartet, aber als Zweiter der Gruppe konnte man sich ebenfalls für das Achtelfinale qualifizieren.
Gruppe D
# | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1. | Deutschland | 5:1 | 6 |
2. | Ghana | 2:2 | 4 |
3. | Australien | 3:6 | 4 |
4. | Serbien | 2:3 | 3 |
Der große Favorit Deutschland konnte sich trotz einer Niederlage gegen den Tabellenletzten Serbien als Sieger der Gruppe durchsetzen. Besonders an dieser Gruppe war, dass jede Mannschaft den Platz mindestens einmal als Sieger verlassen konnte.
Gruppe E
# | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1. | Niederlande | 5:1 | 9 |
2. | Japan | 4:2 | 6 |
3. | Dänemark | 3:6 | 3 |
4. | Kamerun | 2:5 | 0 |
Auch hier setzte sich der Topfavorit durch. Die Niederlande gewannen unter Trainer Bert van Marwijk alle Spiele und zogen souverän in die Finalrunde ein.
Gruppe F
# | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1. | Paraguay | 3:1 | 5 |
2. | Slowakei | 4:5 | 4 |
3. | Neuseeland | 2:2 | 3 |
4. | Italien | 4:5 | 2 |
Auch hier gab es eine Sensation. Titelverteidiger Italien musste nach einem schwachen Turnier als Tabellenletzter nach Hause fahren.
Gruppe G
# | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1. | Brasilien | 5:2 | 7 |
2. | Portugal | 7:0 | 5 |
3. | Elfenbeinküste | 4:3 | 4 |
4. | Nordkorea | 1:12 | 0 |
Die immer wieder als Favoriten geltenden Brasilianer konnten sich in Gruppe G als Tabellenführer durchsetzen vor der Mannschaft Portugals. Nordkorea schied chancenlos mit null Punkten aus.
Gruppe H
# | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1. | Spanien | 4:2 | 6 |
2. | Chile | 3:2 | 6 |
3. | Schweiz | 1:1 | 4 |
4. | Honduras | 0:3 | 1 |
Ebenfalls in Gruppe H setzte sich Favorit Spanien mit dem besseren Torverhältnis gegenüber Chile durch.
Finalrunde
Achtelfinale:
Uruguay | - | Südkorea | 2:1 |
---|---|---|---|
USA | - | Ghana | 1:2 n.V. |
Niederlande | - | Slowakei | 2:1 |
Brasilien | - | Chile | 3:0 |
Argentinien | - | Mexiko | 3:1 |
Deutschland | - | England | 4:1 |
Paraguay | - | Japan | 5:3 n.E. |
Spanien | - | Portugal | 1:0 |
Im Achtelfinale spielten die Gruppensieger gegen die Zweiten der Tabelle. Bis auf die USA setzen sich alle Gruppensieger durch. Somit kam Ghana, als einziger Gruppenzweiter, ins Viertelfinale. Das Achtelfinale wurde in den Städten Port Elizabeth, Rustenburg, Bloemfontein, Johannesburg, Durban, Pretoria und Kapstadt ausgetragen. Joachim Löw sah einen mühelosen 4:0 Sieg seiner DFB-Truppe im Free-State-Stadium in Bloemfontein.
Viertelfinale:
Niederlande | - | Brasilien | 2:1 |
---|---|---|---|
Uruguay | - | Ghana | 4:2 i.E. |
Argentinien | - | Deutschland | 0:4 |
Paraguay | - | Spanien | 0:1 |
Halbfinale:
Uruguay | - | Niederlande | 2:3 |
---|---|---|---|
Deutschland | - | Spanien | 0:1 |
Spiel um Platz 3:
Uruguay | - | Deutschland | 2:3 |
---|
Somit belegte Deutschland nach 2006 erneut den dritten Platz einer Fußball-Weltmeisterschaft. Dies schaffte vor den Deutschen noch keine Nation. Zudem war diese Partie Deutschland gegen Uruguay (im Nelson-Mandela-Bay-Stadion, Port Elizabeth) die erste Begegnung um Platz drei, die es bereits vorher schon einmal gab. Nämlich 1970 in Mexiko. Insgesamt konnten der DFB und Joachim Löw zufrieden mit dem Abschneiden bei der Fußball WM 2010 in Südafrika sein, zumal man sich nur gegen den späteren Weltmeister Spanien geschlagen geben musste.
Finale:
Niederlande | - | Spanien | 0:1 n.V. |
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Das Endspiel fand im ausverkauften "Soccer City" in Johannesburg statt. 84.490 Zuschauer wurden Zeugen eines spannenden Spiels, welches in der 116. Minute durch den Spanier Iniesta entschieden wurde. Bemerkenswert war, dass eine Mannschaft Weltmeister wurde, obwohl die Spanier eine Auftaktniederlage erlitten haben. Dies gab es in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft noch nicht.
Spanien sicherte sich mit dem Sieg im Finale der WM 2010 zudem den ersten Weltmeister-Titel überhaupt und durfte verdientermaßen den Pokal in die Höhe stemmen. Die Niederlande müssen weiterhin auf ihren ersten Weltmeistertitel warten.
Auszeichnungen
Der Spieler mit den meisten Treffern und Vorlagen bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 Südafrika war der deutsche DFB-Spieler Thomas Müller, was ihn zu einer wichtigen Säule von Bundestrainer Joachim Löw machte. Insgesamt erzielte er fünf Treffer und bereitete drei vor. Somit war Müller der Gewinner des "Goldenen Schuhs" und Torschützenkönig WM 2010. Zweiter wurde der Spanier David Villa, mit ebenfalls fünf Treffern, aber nur einer Torvorlage. Den dritten Platz mit ebenfalls fünf Treffern und einer Torvorlage belegte der Niederländer Wesley Sneijder. Er bekam den "Bronzenen Schuh", da er mehr Einsatzminuten hatte als David Villa.
Die Auszeichnung "Goldener Ball" für den besten Spieler des Turniers erhielt der Uruguayer Diego Forlan. Platz zwei belegte Wesley Sneijder vor David Villa. Die FIFA nominierte zehn Spieler zur Auswahl des besten Spielers. Letztendlich entschieden Medienrepräsentanten, welcher Spieler zum Sieger gekürt wurde.
Der "Goldenen Handschuh" für den besten Torhüter erhielt der Spanier Iker Casillas.
Die fairste Mannschaft des Wettbewerbs war Weltmeister Spanien. Auszeichnung hierfür war die FIFA-Fairplay-Trophäe und eine Fairplay-Medaille für jeden Spieler und Offiziellen.
Für Thomas Müller aus Deutschland war dieses Turnier ein voller Erfolg. Neben der Trophäe des Torschützenkönig WM 2010, erhielt der Stürmer vom FC Bayern München auch den Preis für den besten Nachwuchsspieler der der Fußball WM 2010 in Südafrika. Für den DFB und den Bundestrainer Joachim Löw waren diese Auszeichnungen eine Bestätigung ihrer Arbeit.
Nachbetrachtung
Vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 war die Sicherheit in den Stadien und den Städten ein sehr viel diskutiertes Thema. Viele hatten Sorgen, dass die Sicherheit nicht gewährleistet werden konnte. Letztendlich zeigte sich aber, dass diese Sorge unbegründet war und die Gäste zusammen mit den Südafrikanern tolle vier Wochen in diesem wunderschönen Land erleben durften.
Negativ und kritisch zu bewerten sind allerdings die sozioökonomischen Auswirkungen der Fußball-Weltmeisterschaft. Das Schweizerische Arbeiterhilfswerk SAH kam zu dem Schluss, dass für Südafrika durch das Großereignis nur ein Schuldenberg geblieben ist und lediglich die FIFA sowie große Bauunternehmen von dem Turnier profitieren konnten. Südafrika investierte unglaubliche sechzig Milliarden Euro für den Neubau bzw. Ausbau der Stadien sowie der Infrastruktur. Auch dauerhafte Jobs wurden durch die WM nicht geschaffen. Ein wirtschaftliches Wachstum wurde lediglich im Zeitraum der Stadienbauten erzielt. Zudem konnten die größten Stadien des Landes nach der Weltmeisterschaft kaum kostendeckend betrieben werden.
Einen positiven Einfluss hatte die WM allerdings auf den Tourismus. Das Land mit seiner wunderschönen Landschaft geriet bei vielen Menschen nach der Weltmeisterschaft in den Fokus einer Urlaubsreise.